Am Montag, 29. Oktober 2018 fand die Elternweiterbildung zum Thema «Grenzen setzen» in Bühler statt. Die 21 Teilnehmenden hörten in einem spannenden Vortrag von Barbara Frischknecht viele interessante Bereiche zum Thema «Grenzen setzen». Beim anschliessenden Apéro konnten sich die Teilnehmenden über das Thema und das Elternforum Bühler austauschen.
Hier dürfen wir noch mit freundlicher genehmigung den Bericht vom Anzeige-Blatt für Gais und Bühler veröffentlichen, welcher sehr ausführlich über den Abend informiert.
Anregungen für den Familienalltag
Beziehung kommt vor Erziehung
Barbara Frischknecht bot den rund 20 Müttern und Vätern ein Buffet voller Anregungen für den Erziehungsalltag. Eingeladen vom Elternforum Bühler vermittelte die Eltern- und Erwachsenenbildnerin, dass die Balance in der Beziehung;zwischen Eltern und Kind essentiell ist: «Beziehung kommt vor Erziehung» war die Kernaussage ihres Referats letzte Woche im Oberstufenschulhaus in Bühler.
Monica Dörig
Für die Erziehung gebe es keine Rezepte, die alle anwenden können, sagte Barbara Frischknecht gleich zu Beginn ihres Vortrags mit dem Titel «Grenzen als Chancen?» «Eine Familie funktioniert nicht wie eine Küche in der man nach Anleitung kocht, eher wie ein Chemielabor wo es auch mal ‹chlöpft, rüücht und stinkt›». Anhand von Erkenntnissen aus Entwicklungspsychologie und Forschung und aus ihrer Erfahrung als Mutter zweier Teenager und Primarlehrerin bestückte sie ein reichhaltiges Buffet mit Anregungen, Tipps und Beispielen.
Neue Ansichten
Wohl alle Eltern kennen die Minenfelder je nach Kindesalter: Das Kind will nicht schlafen, kein Gemüse essen, keine Jacke anziehen; es flucht, sein Zimmer ist ein Saustall, es hält sich nicht an Abmachungen bezüglich Heimkehr oder Computer- und Handynutzung. Und alle Eltern kennen das Gefühl der Überforderung. Früher erzog man mittels Respekteinflössung oder gar Angst, heute weiss
man, dass für eine gelingende Erziehung die Qualität der Eltern-Kind- Beziehung mitentscheidend ist. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass bei guten Kontakten das Hirn Serontonin ausschüttet, das «Wohlfühl-Hormon». Früher dachte man, Kinder seien halbfertige Menschen, die man formen muss, heute weiss man, dass sie – zwar noch ohne Erfahrung – als kompetente Wesen zur Welt kommen. Bewiesen ist zudem, dass nicht was wir den Kindern sagen am meisten wirkt, sondern was wir ihnen vorleben, wie wir uns um sie kümmern und ob wir sie ernst nehmen. Barbara Frischknecht nennt diese Begegnung auf Augenhöhe Gleichwertigkeit – «nicht zu verwechseln mit Gleichberechtigung». Es bedeutet, dass jeder Mensch die gleiche Würde besitzt, unabhängig von Alter, Zugehörigkeit, Status oder Herkunft.
Beziehung in Balance
Als Eltern hat man nicht die Pflicht, Kindern jeden Wunsch zu erfüllen. Verwöhnen habe sogar einen gefährlichen Aspekt, meinte die Referentin. Oft machen Eltern Zugeständnisse weil sie ein schlechtes Gewissen haben, konfliktscheu sind oder überfordert. Stehen nur die eigenen Interessen im Zentrum von Entscheidungen – zum Beispiel weil wir unsere Ruhe haben wollen – oder nur jene des Kindes,
kippt die Balance der Beziehung. Gleichgewicht in der Beziehung bedingt Echtheit, persönliche Autorität und dass die Erziehenden sich und ihre Grenzen kennen. Barbara Frischknecht machte den
Müttern und Vätern Mut zum Nein sagen. Es heisst, Kinder suchen Grenzen. Ganz so sehe sie das nicht, sagte sie. «Die Kinder suchen den Kontakt. Spüren sie uns nicht, testen sie die Grenzen aus – unter Umständen bis es laut wird, dann spüren sie uns nämlich.» In der Erziehung gehe es nicht um Freundlichkeit sondern um Authentizität. Konflikte seien gesund für die Entwicklung, ermutigte die Fachfrau. Wir sollten es darum aushalten, wenn ein Kind tobt oder sich in seinem Zimmer verbarrikadiert. «Das ist nicht gegen Sie gerichtet, sondern ein Ausdruck der Frustration», erklärte sie. «Würgen sie solche Ausbrüche nicht ab, sonst gibt es immer wieder Streit. Bleiben sie ruhig, gehen sie weg. Wenn das Kind für Worte nicht mehr empfänglich ist, hilft manchmal ein Umarmung oder ein fester Blick in die Augen.»
Verantwortung gemeinsam tragen
Auch das Nein des Kindes muss ernst genommen werden. Auf die «Theaterbühne » sollte man sich jedoch mit ihm nicht begeben, riet Barbara Frischknecht. Später, wenn sich alle beruhigt haben, könne man den Vorfall besprechen. Strafen hingegen bilden ein Hindernis zwischen Eltern und Kindern, findet sie. Ebenfalls nicht empfehlenswert sind in ihren Augen Belohnungen, wenn das Kind wieder brav ist. «Kinder müssen lernen zu reden anstatt auszuticken», sagte sie. Es sei aber wichtig, hinter den Vorhang ihres Verhaltens zu blicken. Hilfreich seien bei stetigen Konflikten gemeinsam erarbeitete Verhaltensregeln, dabei auch dem Kind Verantwortung zu übergeben und von ihm echte Hilfe bei der Umsetzung einzufordern. Ein weiterer guter Rat: «Legen Sie sich eine klare Sprache zu; machen sie kurze knackige Ansagen. Es muss nicht immer alles ausufernd erklärt werden. » Das hilft Kindern, sich zu orientieren, zu erkennen was uns wichtig ist. «Es dauert bis zu fünf Jahre bis sie uns
und unsere Haltung wirklich kennen», weiss Barbara Frischknecht.